Donnerstag, 11. September 2025

Rezension zu "Die Passantin" von Nina George

Ein Roman, der nachhallt.

Nina George schreibt Romane, die berühren, ohne dabei kitschig zu sein. Sie erschafft Bilder, die bleiben und Figuren, die etwas zu sagen haben. Für mich ist sie eine Meisterin der Worte und ich freue mich auf jede Neuerscheinung. 

Mit Die Passantin hat sie mich aber so richtig erwischt. Vielleicht, weil es mein Thema ist. Vielleicht, weil es so ernsthaft ist. Manchmal unbequem und gleichzeitig hoffnungsvoll.

Während viele Romane (wie auch mein Buch Lügenjahre) häusliche Gewalt, toxische Beziehungen, patriarchale Handlungen im Jetzt zeigen, ist in Die Passantin die Protagonistin Jeanne Patou ganz plötzlich ein paar Schritte weiter:

Die gefeierte Schauspielerin hat durch einen schrecklichen Zufall die Möglichkeit, für tot gehalten zu werden. Aber ist sie wirklich frei, auch wenn sie die Freiheit auf dem Silbertablett angeboten bekommt? Sie könnte ihrem Mann entkommen, ihrem Peiniger, der sie zu seiner Marionette und zu seinem goldenen Zapfhahn gemacht hat.

Doch wenn sie tot ist, ist sie das nicht nur für sich, sondern vor allem für ihre beiden Töchter, für ihre Mutter, Freunde und für ihre Schauspielkarriere. Ein hoher Preis!

Ich glaube, nur Frauen, die jemals in einer solchen Beziehung gesteckt haben und nicht wussten, wie sie entkommen können, haben eine Ahnung, wie verlockend dieses Angebot sein kann. Auch meine Karla hat sich manchmal einfach "weg" gewünscht, wenn sie keine Kraft mehr hatte, um weiterzumachen. 

Jeanne Patou, die ihr früheres Leben und ihren wirklichen Namen für Bernard abgestreift hat, befindet sich also in Barcelona in einer Bar, während im Fernsehen ihr vermeintlicher Tod bekanntgegeben wird. Hin- und hergerissen zwischen diesem einmaligen Geschenk und den daraus resultierenden Verlusten wägt sie ab, fern von ihrem Pariser Zuhause. Sie weiß nur eins: Sie will nicht erkannt werden. Eine Begegnung führt sie zu einem Haus, in dem sie unsichtbar für die Außenwelt sein und nachdenken kann. 

In diesem Haus leben Frauen wie Jeanne: Frauen mit Narben im Gesicht und in der Seele, die ihr altes Leben abgestreift haben. Was sie erlebt haben, ist beim Lesen manchmal kaum zu ertragen.

Nina George hat die Geschichten der Frauen schonungslos, aber voller Liebe gezeichnet. Mit Worten, die wachrütteln, die wehtun, die trösten. Sie erzählt die Geschichte mit einer solchen Wucht, dass ich mich zwischendurch zu Lesepausen zwingen musste, um durchatmen zu können. 

Das Buch ist sicherlich nicht einfach zu lesen (literarisch definitiv, wie man das von der Autorin gewöhnt ist), aber es ist ein so wichtiges feministisches Buch. Es ist eindringlich, zeigt das Patriarchat aus vielen verschiedenen Blickrichtungen, zeigt die Verletzlichkeit und Stärke der Frauen. 

Der Spannungsbogen ist über den gesamten Roman hinweg äußerst hoch. Jedes Wort ist mit Bedacht gewählt, jeder Satz eine Melodie. Das ist Literatur vom Feinsten. 

Danke für dieses Buch, Nina! 

Mittwoch, 20. August 2025

Rezension zu "Rückkehr nach St. Malo" von Hélène Gestern

Dieses Buch hat mich mal wieder so richtig gepackt, vor allem sprachlich. Hier meine ausführliche Rezension:

Eine epische Familiengeschichte der Bretagne

„Die Rückkehr nach St. Malo“ hat mich vom ersten Kapitel an gefesselt. Hélène Gestern hat die Bretagne und die Gezeiten so sprachgewaltig beschrieben, dass ich gar nicht wieder auftauchen wollte aus diesem Roman.

Das Buch erzählt von Yann, dem Urenkel von einem der größten Reeder der Bretagne. Er erbt dessen Haus in Saint Malo, nachdem sein Vater, mit dem er zeitlebens im Zwist lag, verstorben ist. Eigentlich möchte er mit all dem nicht mehr viel zu tun haben und überlegt, das alte Arbeitszimmer seines Urgroßvaters Oktave de Kérambrun einfach leerzuräumen.

Doch dann entdeckt er dessen Geschäftstagebücher und taucht immer mehr in die Firmen- und Familiengeschichte der Kérambruns ein, bis er einem Geheimnis auf die Spur kommt, das wohl niemals aufgedeckt werden sollte. Immer wieder führen ihn Spuren auf die Insel Cézembre, die er vom Haus aus sehen kann.

Yann lernt während seiner Auszeit in St. Malo die geheimnisvolle Schriftstellerin Rebecca kennen, die von den meisten hier als Schneekönigin bezeichnet wird, weil sie so unnahbar ist. Doch ihre bisherigen Recherchen über die Reederfamilien der Bretagne helfen ihm bei der Entschlüsselung seiner Familiengeschichte.

Diesen Roman habe ich so gern gelesen. Natürlich schon allein deshalb, weil er in Frankreich und in der Bretagne spielt, aber niemals hätte ich mit einer solchen Sprachgewalt gerechnet. Die Autorin schafft mit jedem Satz Atmosphäre, beschreibt die Figuren sehr feinfühlig und lässt noch dazu eintauchen in geschichtliche Ereignisse. Was alles auf der kleinen Insel Cézembre während der Kriege geschehen ist, habe ich anschließend noch einmal nachlesen müssen.

Das Cover mit dem Atlantik und dem Blick auf die Insel ist zurückhaltend und lässt genug Raum für die große Geschichte darin.

„Das Meer wurde zum Archäologen und Entdecker, befreite den Strand vom Schmutz der Menschen und verwischte ihre Spuren – Turnschuhe, Kinderfüße, Hundepfoten -, um neue, bedeutendere zu zeichnen: seidig glatte Flächen, Täler aus feinem Kies, ein geheimnisvolles Netz aus Bächen, Wellen und Falten, dem das Auge bis zur Erschöpfung folgt.“

Wer riecht bei solch einer Beschreibung nicht die Meeresluft, hört nicht die Wellen rauschen?

Von mir definitiv volle Punktzahl.

Ich danke Vorablesen und dem Rowohlt-Verlag für das Rezensionsexemplar und der Autorin für diesen wunderbaren Schatz in meinem Bücherregal.


Donnerstag, 24. Juli 2025

Rezension zu "Der Äthiopier" von Dorrit Bartel

Ein Leben, das kaum in einen Roman passt

Eher zufällig bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden, nämlich als ich mit meinem eigenen Büchertisch neben dem von Dorrit Bartel stand. Das war Ende April bei der Parchimer Buchmesse. Interessiert verfolgte ich die Gespräche am Stand über das Buch „Der Äthiopier“ und über Dorrits Erfahrungen in Afrika. Ich las den Klappentext und wusste, dass ich den Roman lesen musste.

In den letzten Tagen kam ich dann endlich dazu und jetzt lässt er mich sprachlos und nachdenklich zurück.

Adane ist ein äthiopisches Savannenkind, von seinem Vater als Schwächling bezeichnet und auf eine Missionsschule abgeschoben. Dort verliert er seinen eigentlichen Namen, muss Strafen über sich ergehen lassen, sich völlig neuen Regeln unterordnen. Er vermisst seine Mutter und seine Geschwister, doch es gibt kein Zurück.

Von da an ist und bleibt das Lernen Teil seines Lebens. Sein größter Wunsch ist es, Medizin zu studieren, um später Menschen helfen zu können. Doch geleitet und umgeleitet wird er immer und immer wieder durch die Politik seines Landes. Er kommt zum Studieren in die DDR und kehrt als Politiker zurück nach Äthiopien, wo das Ende des Sozialismus für ihn das Gefängnis und womöglich die Todesstrafe bedeutet. Doch er hat Glück und landet wieder im Osten Deutschlands. Dort ist sein Leben bestimmt von Lernen, harter Arbeit, Rassismus, aber auch von Liebe. Doch als er später in seine Heimat zurückkehrt, findet er dort seine Bestimmung.

Adanes Leben nachzulesen, ihn als Leserin zu begleiten, hat mich teilweise sprachlos gemacht. Wie dieser Mensch sich durchs Leben gekämpft hat und immer wieder neue Herausforderungen gemeistert hat, ist bewundernswert.

Über das Leben in Äthiopien oder in einem anderen afrikanischen Land weiß ich so gut wie nichts. Es ist eine völlig andere Welt. Die zum Teil erschütternde Geschichte von Adane hat mir sehr viel davon gezeigt. Trotz all der Umbrüche und Krisen hat er sich nie unterkriegen lassen. Er hat stets gearbeitet und gelernt, um voran zu kommen, und hat sich aufopfernd um andere gekümmert.

Ich bin froh, dass ich Dorrit Bartel kennengelernt habe und auf das Buch aufmerksam geworden bin. Der schnörkellose, eher berichtende Schreibstil hat mich von Seite zu Seite getragen und gefesselt. Ein perfekter Rahmen für diese Lebensgeschichte, die auf einer wahren Begegnung beruht.

Mein Fazit: Solche Geschichten müssen gelesen werden! 5 von 5 Sternen!



Donnerstag, 26. Juni 2025

Rezension zu Lavendel-Wut von Carine Bernard

Ein geklautes Gipfelschild, eine mysteriöse Leiche und dazwischen Lavendel

Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich mit jedem neuen Roman aus der Reihe einfach an meinen liebsten Urlaubsort zurückkehre, und das, obwohl ich Carpentras noch nie persönlich besucht habe. Aber Carine Bernard schafft es, genau das zu vermitteln: 

Dieses leichte und warme Gefühl, das sich in dir breit macht, wenn du nach einem Jahr wieder deine Koffer in deinem Hotelzimmer oder deiner Ferienwohnung auspackst. 

Dann erstmal über den bunten Markt schlendern, eine Kleinigkeit essen, vielleicht sogar Bekannte treffen und den Abend bei einem Glas Wein aus der Region ausklingen lassen.

Auch Lilou Braque, die Kommissarin, finde ich sehr authentisch dargestellt. Sie durfte sich von Roman zu Roman weiterentwickeln. Dies gilt auch für ihre Beziehung zu Simon, ihrem Verlobten. In Lavendel-Wut sind die zwei so sehr mit ihrer Arbeit und ihren eigenen Planungen beschäftigt, dass sich Missverständnisse, Ärger und Wut anhäufen. Als Leserin hätte ich am liebsten die Rolle der Vermittlerin übernommen. Dieser zwischenmenschliche Part macht die Krimireihe rund und nahbar.

Hauptbestandteil ist natürlich die Aufklärung eines Kriminalfalls: Zunächst scheint der tote Radrennfahrer, den Lilou zufällig bei der Suche nach dem gestohlenen Gipfelschild des Mont Ventoux entdeckt, nur Opfer eines Verkehrsunfalls zu sein. Einer der Verrückten, die diese halsbrecherischen Radtouren rund um den Mont Ventoux absolvieren. Doch der Tote lebt erst seit zwei Jahren in der Provence und niemand weiß, wo er her kommt.

Eigentlich läge der Fall im Zuständigkeitsbereich der Gendarmerie, aber Staatsanwalt Beringer ordnet eine Zusammenarbeit mit der Police Nationale an, der Lilou angehört. Auf beiden Seiten ist niemand glücklich darüber. Als Spuren des Toten nach England führen, bekommt Lilou Unterstützung durch ihren britischen Kollegen, der von der Provence so begeistert ist, dass sie ihm so viel wie möglich davon zeigen will.

Die Aufklärung des Falls gestaltet sich kompliziert und nicht ohne Gefahren. Dennoch wird die Spannung (zum Glück) nicht so hoch gehalten, dass man danach nicht einschlafen kann. Auch die Länge des Bandes – wie auch schon der vorherigen – finde ich genau richtig.

Ich mag besonders die Mischung aus den spannenden Fällen, die Lilou Braque mit ihrem Team aufzuklären hat, und das bildhaft erzählte Drumherum. Für mich genau die richtige Menge an Landschaftsbeschreibungen und leckeren Gerichten der Provence.

Schon jetzt freue ich mich auf meinen nächsten Lese-Aufenthalt in Carpentras und den dazugehörigen Hauch von Lavendel.

Vielen Dank an Carine Bernard und den Verlag Droemer Knaur für das Rezensionsexemplar! 

Mittwoch, 21. Mai 2025

Schreibroutine finden

Jetzt schreibe ich schon so lange, aber eine richtige Schreibroutine hatte ich noch nie. Zumindest bis vor ein paar Wochen. Ich hatte weder einen festen Ort noch feste Schreibzeiten und dachte, das brauche ich nicht. Und das, obwohl ich sonst ein sehr strukturierter Mensch bin.

Doch irgendwie fehlte mir die Motivation, dranzubleiben. Mehrfach fragte ich mich, wieso es mir so schwerfiel, mich hinzusetzen und zu schreiben.

Während einer meiner morgendlichen Gassirunden (immer zur gleichen Zeit, egal welches Wetter, egal welche Jahreszeit) machte es plötzlich Ping! Über das Gassigehen machte ich mir nämlich nie Gedanken. Ich tat es routiniert, ohne groß drüber nachzudenken. Anziehen, Hunde anleinen, Kackibeutel einpacken, losziehen. 

Das war DIE Idee! Ich musste mich also einfach an den Schreibtisch setzen, den Laptop aufklappen und drauflos schreiben. Sonst nix!

Teil dieser Erkenntnis war für mich übrigens auch, einen festen Schreibplatz einzurichten, sodass ich nicht noch unschlüssig mit dem Laptop hin- und herschleichen muss. Den Ort fand ich im Näh- und Gästezimmer. Stets liegt ein Notizblock bereit, auf den ich Punkte notiere, die während des Schreibens auftauchen, aber später gelöst werden können. Dann muss ich den Schreibfluss nicht unnötig unterbrechen, um etwas im Internet zu recherchieren. Das sind zum Beispiel Namen für eine Nebenfigur oder Infos zu einem historischen Schauplatz. 

Seither sieht mein Start in den Tag so aus: Aufstehen, duschen, ein großes Glas Wasser trinken, Hunde schnappen, rausgehen. Unterwegs stimme ich mich schon auf meine Geschichte ein. Wenn ich wieder zuhause bin, setze ich mich sofort an den Laptop (Handy ist gaaaanz weit weg), öffne die Datei und schreibe los. Durch das vorherige Visualisieren, während ich die Morgenluft inhaliere und über die taufrischen Wiesen laufe, bin ich schon fokussiert. 

Vorgenommen habe ich mir: eine halbe Stunde täglich und rund 500 Wörter.

Was ich schaffe: 30 bis 45 Minuten und 600 bis 800 Wörter. 

Ganz ohne Stress. Ohne Grübeln. Eher fällt es mir schwer, aufzuhören, aber der Brotjob ruft.

Die täglichen Schreibsequenzen helfen mir den ganzen Tag über dabei, ganz nah an der Geschichte zu bleiben. Nie waren mir meine Figuren näher als jetzt, haben sie mir mehr über sich verraten als sonst. 

Ohne Termindruck (den ich mir vorher selbst gemacht habe) sehe ich jetzt das Ziel vor Augen und das Wörtchen "Ende" rückt sichtbar näher.

Wie ist das bei dir? Hast du Schreibroutinen? Wenn ja, welche? 



Dienstag, 13. Mai 2025

Mauerkatzen: Schreibfortschritt oder Sendepause?

Auf Instagram habe ich ja schon häufiger über mein aktuelles Romanprojekt geschrieben. Und auch über meine Schreibfortschritte. Dass ich inzwischen rund vier Monate hinter meinem eigentlichen Plan liege, habe ich jedoch noch niemandem erzählt. 

Es ist nicht so, dass ich gar nicht geschrieben hätte in der Zwischenzeit. Nein, es gab zwei sehr erfolgreiche Anthologie-Neuerscheinungen, in denen Geschichten aus meiner Feder veröffentlicht wurden. 

Außerdem habe ich viel recherchiert, mich durch Schreibratgeber inspirieren lassen, habe Buchmessen besucht und mich mit Büchermenschen ausgetauscht. Ich habe viel gelesen. Denn auch das gehört für mich zum Schreiben dazu. Einen Abend ohne Buch gibt es bei mir nicht. Und intuitiv lerne ich dabei: Welchen Schreibstil ich mag oder nicht, welche Formulierungen und Vergleiche ich besonders schön finde, welche Dialoge öde oder unecht auf mich wirken. 

Ich hab inzwischen so eine kleine Lektorin in meinem Kopf sitzen, die aufstöhnt, wenn ich sie mit Vampirverben füttere oder auf unlogische Handlungen stoße. Manchmal nervt sie, weil sie mich nie in Ruhe lesen lässt, aber meist bin ich ihr dankbar.

Zurück zu meinem Projekt: Wer mir auf Instagram folgt, weiß, dass es um eine innerdeutsche Grenzgeschichte geht und um die Freundschaft zweier Mädchen. Diese beiden werden für immer getrennt, als die Besetzer einen Stacheldrahtzaun mitten durch ihr kleines Dorf ziehen. 

Als ich zu plotten begonnen hatte, habe ich ganz akribisch jede Szene vorher stichpunktartig festgelegt. Das hat zunächst auch gut funktioniert. Doch etwa ab der Hälfte stockte es. Ich kam einfach nicht weiter, weil meine Figuren ganz woanders hinwollten. Weil andere Figuren plötzlich wichtiger wurden. Weil die Lebensentwürfe einiger Personen sich geändert hatten. Und das wollte ich mit meinem starren Plan nicht zulassen. Also war Sendepause. 

Dann las ich ein Interview mit einer Autorin, die beschrieben hat, wie sie plottet: 

- sie kennt den Anfang und das Ende der Geschichte

- sie kennt die Hauptfiguren

- sie legt Eckpunkte im Laufe der Story fest

- und dann schreibt sie drauflos.

Irgendwo in meinem Kopf griffen zwei Zahnrädchen ineinander, und dann ratterte auch mein Motor wieder los, denn Anfang und Ende kannte ich ja, wichtige Eckpunkte ebenfalls.

Jetzt musste ich nur noch eines ändern: meine Schreibroutine. Und die verrate ich euch beim nächsten Mal.

Eure Marlene



Montag, 12. Mai 2025

Neuerscheinung: In vollen Zügen - eine Anthologie von Wortgewandt

 

So eine schöne Anthologie, die hier zusammen mit der Buchschmiede und dem Treffpunkt Schreiben entstanden ist. Dass meine Kurzgeschichte „Paradiesvögel“ Teil davon sein darf, macht mich unheimlich stolz und glücklich. 

„In vollen Zügen“ lautet der Titel. In 15 Texten wurde das Thema wunderbar vielfältig umgesetzt. Ich wurde mitgenommen auf Zugreisen der ganz besonderen Art und habe mein Herz an Figuren verloren, die ganz und gar nicht fiktiv wirkten, sondern echt und menschlich. Wenn ich solche Storys lese, bin ich mir hundertprozentig sicher, dass die KI es niemals schaffen wird, solche Tiefe, Wahrheit und Einzigartigkeit zu erschaffen.

Kauft, lest, verschenkt diese wunderschöne Anthologie. Der Reinerlös aus dem Buchverkauf geht an die Straßenzeitung Der Augustin. Deren Verkauf hilft Menschen, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind (Obdachlose, Langzeitarbeitslose, Asylbewerber:innen, Armutsbetroffene usw.). 

Meine Highlights: 

„Bunter, freier, leichter“ von Jochen Mariss. Eine Wette, ein Apfel und ein Finale, das mich sehr hat schmunzeln lassen. Schöner Titel und fein zu lesen.

„Der Tag, an dem das Meer beschließt, nicht mehr zu rauschen“ von Sabrina Lior mit einem Thema, das wir solange ausblenden, bis es uns oder unsere Lieben erwischt. Die Autorin hat es in eine unglaublich liebevolle Geschichte verpackt, die mich sehr berührt hat.

„Die lange Nacht der Krokodile“ von Andreas Rodenheber hat mich ebenfalls sehr angerührt. Es geht um Verlust und die Erinnerungen, die bleiben dürfen.

Bei der erstplatzierten Geschichte „Elsi und Leonor“ von Claudia Vonmoos hat mich direkt der erste Satz geflasht.

In weiteren Geschichten geht es um die unheimliche Kraft von bespielten Alphörnern, um den Kampf von Licht und Dunkelheit, um unpünktliche Zugverbindungen, bei denen es beinahe um Leben und Tod geht.

Meine eigene Geschichte „Paradiesvögel“ möchte ich nicht bewerten. Nur so viel: die Idee hat mich beinahe überfahren, als ich für mein aktuelles Projekt recherchiert habe. Von der ersten Zeile an habe ich die Story nicht nur geschrieben, sondern gelebt, ja beinahe geatmet. Vielleicht, weil es eine tiefe historische Verbindung gibt, jedoch keine biografische.

Danke an Treffpunkt Schreiben, die Buchschmiede und das Jury-Team für die professionelle und herzliche Begleitung während der Entstehung. Das Ergebnis spricht für sich.

ISBN: 9783991811749
EUR 12,90

Hier geht's zum Autorenwelt-Shop.

Rezension zu "Die Passantin" von Nina George

Ein Roman, der nachhallt. Nina George schreibt Romane, die berühren, ohne dabei kitschig zu sein. Sie erschafft Bilder, die bleiben und Figu...