Donnerstag, 24. Juli 2025

Rezension zu "Der Äthiopier" von Dorrit Bartel

Ein Leben, das kaum in einen Roman passt

Eher zufällig bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden, nämlich als ich mit meinem eigenen Büchertisch neben dem von Dorrit Bartel stand. Das war Ende April bei der Parchimer Buchmesse. Interessiert verfolgte ich die Gespräche am Stand über das Buch „Der Äthiopier“ und über Dorrits Erfahrungen in Afrika. Ich las den Klappentext und wusste, dass ich den Roman lesen musste.

In den letzten Tagen kam ich dann endlich dazu und jetzt lässt er mich sprachlos und nachdenklich zurück.

Adane ist ein äthiopisches Savannenkind, von seinem Vater als Schwächling bezeichnet und auf eine Missionsschule abgeschoben. Dort verliert er seinen eigentlichen Namen, muss Strafen über sich ergehen lassen, sich völlig neuen Regeln unterordnen. Er vermisst seine Mutter und seine Geschwister, doch es gibt kein Zurück.

Von da an ist und bleibt das Lernen Teil seines Lebens. Sein größter Wunsch ist es, Medizin zu studieren, um später Menschen helfen zu können. Doch geleitet und umgeleitet wird er immer und immer wieder durch die Politik seines Landes. Er kommt zum Studieren in die DDR und kehrt als Politiker zurück nach Äthiopien, wo das Ende des Sozialismus für ihn das Gefängnis und womöglich die Todesstrafe bedeutet. Doch er hat Glück und landet wieder im Osten Deutschlands. Dort ist sein Leben bestimmt von Lernen, harter Arbeit, Rassismus, aber auch von Liebe. Doch als er später in seine Heimat zurückkehrt, findet er dort seine Bestimmung.

Adanes Leben nachzulesen, ihn als Leserin zu begleiten, hat mich teilweise sprachlos gemacht. Wie dieser Mensch sich durchs Leben gekämpft hat und immer wieder neue Herausforderungen gemeistert hat, ist bewundernswert.

Über das Leben in Äthiopien oder in einem anderen afrikanischen Land weiß ich so gut wie nichts. Es ist eine völlig andere Welt. Die zum Teil erschütternde Geschichte von Adane hat mir sehr viel davon gezeigt. Trotz all der Umbrüche und Krisen hat er sich nie unterkriegen lassen. Er hat stets gearbeitet und gelernt, um voran zu kommen, und hat sich aufopfernd um andere gekümmert.

Ich bin froh, dass ich Dorrit Bartel kennengelernt habe und auf das Buch aufmerksam geworden bin. Der schnörkellose, eher berichtende Schreibstil hat mich von Seite zu Seite getragen und gefesselt. Ein perfekter Rahmen für diese Lebensgeschichte, die auf einer wahren Begegnung beruht.

Mein Fazit: Solche Geschichten müssen gelesen werden! 5 von 5 Sternen!



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