Dieses Buch hat mich mal wieder so richtig gepackt, vor allem sprachlich. Hier meine ausführliche Rezension:
Eine epische Familiengeschichte der Bretagne
„Die Rückkehr nach St. Malo“ hat mich vom ersten Kapitel an
gefesselt. Hélène Gestern hat die Bretagne und die Gezeiten so sprachgewaltig
beschrieben, dass ich gar nicht wieder auftauchen wollte aus diesem Roman.
Das Buch erzählt von Yann, dem Urenkel von einem der größten
Reeder der Bretagne. Er erbt dessen Haus in Saint Malo, nachdem sein Vater, mit
dem er zeitlebens im Zwist lag, verstorben ist. Eigentlich möchte er mit all
dem nicht mehr viel zu tun haben und überlegt, das alte Arbeitszimmer seines
Urgroßvaters Oktave de Kérambrun einfach leerzuräumen.
Doch dann entdeckt er dessen Geschäftstagebücher und taucht
immer mehr in die Firmen- und Familiengeschichte der Kérambruns ein, bis er
einem Geheimnis auf die Spur kommt, das wohl niemals aufgedeckt werden sollte. Immer
wieder führen ihn Spuren auf die Insel Cézembre, die er vom Haus aus sehen
kann.
Yann lernt während seiner Auszeit in St. Malo die
geheimnisvolle Schriftstellerin Rebecca kennen, die von den meisten hier als
Schneekönigin bezeichnet wird, weil sie so unnahbar ist. Doch ihre bisherigen
Recherchen über die Reederfamilien der Bretagne helfen ihm bei der
Entschlüsselung seiner Familiengeschichte.
Diesen Roman habe ich so gern gelesen. Natürlich schon
allein deshalb, weil er in Frankreich und in der Bretagne spielt, aber niemals
hätte ich mit einer solchen Sprachgewalt gerechnet. Die Autorin schafft mit
jedem Satz Atmosphäre, beschreibt die Figuren sehr feinfühlig und lässt noch
dazu eintauchen in geschichtliche Ereignisse. Was alles auf der kleinen Insel
Cézembre während der Kriege geschehen ist, habe ich anschließend noch einmal
nachlesen müssen.
Das Cover mit dem Atlantik und dem Blick auf die Insel ist
zurückhaltend und lässt genug Raum für die große Geschichte darin.
„Das Meer wurde zum Archäologen und Entdecker, befreite den
Strand vom Schmutz der Menschen und verwischte ihre Spuren – Turnschuhe,
Kinderfüße, Hundepfoten -, um neue, bedeutendere zu zeichnen: seidig glatte
Flächen, Täler aus feinem Kies, ein geheimnisvolles Netz aus Bächen, Wellen und
Falten, dem das Auge bis zur Erschöpfung folgt.“
Wer riecht bei solch einer Beschreibung nicht die
Meeresluft, hört nicht die Wellen rauschen?
Von mir definitiv volle Punktzahl.
Ich danke Vorablesen und dem Rowohlt-Verlag für das
Rezensionsexemplar und der Autorin für diesen wunderbaren Schatz in meinem
Bücherregal.
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