Doch irgendwie fehlte mir die Motivation, dranzubleiben. Mehrfach fragte ich mich, wieso es mir so schwerfiel, mich hinzusetzen und zu schreiben.
Während einer meiner morgendlichen Gassirunden (immer zur gleichen Zeit, egal welches Wetter, egal welche Jahreszeit) machte es plötzlich Ping! Über das Gassigehen machte ich mir nämlich nie Gedanken. Ich tat es routiniert, ohne groß drüber nachzudenken. Anziehen, Hunde anleinen, Kackibeutel einpacken, losziehen.
Das war DIE Idee! Ich musste mich also einfach an den Schreibtisch setzen, den Laptop aufklappen und drauflos schreiben. Sonst nix!
Teil dieser Erkenntnis war für mich übrigens auch, einen festen Schreibplatz einzurichten, sodass ich nicht noch unschlüssig mit dem Laptop hin- und herschleichen muss. Den Ort fand ich im Näh- und Gästezimmer. Stets liegt ein Notizblock bereit, auf den ich Punkte notiere, die während des Schreibens auftauchen, aber später gelöst werden können. Dann muss ich den Schreibfluss nicht unnötig unterbrechen, um etwas im Internet zu recherchieren. Das sind zum Beispiel Namen für eine Nebenfigur oder Infos zu einem historischen Schauplatz.
Seither sieht mein Start in den Tag so aus: Aufstehen, duschen, ein großes Glas Wasser trinken, Hunde schnappen, rausgehen. Unterwegs stimme ich mich schon auf meine Geschichte ein. Wenn ich wieder zuhause bin, setze ich mich sofort an den Laptop (Handy ist gaaaanz weit weg), öffne die Datei und schreibe los. Durch das vorherige Visualisieren, während ich die Morgenluft inhaliere und über die taufrischen Wiesen laufe, bin ich schon fokussiert.Vorgenommen habe ich mir: eine halbe Stunde täglich und rund 500 Wörter.
Was ich schaffe: 30 bis 45 Minuten und 600 bis 800 Wörter.
Ganz ohne Stress. Ohne Grübeln. Eher fällt es mir schwer, aufzuhören, aber der Brotjob ruft.
Die täglichen Schreibsequenzen helfen mir den ganzen Tag über dabei, ganz nah an der Geschichte zu bleiben. Nie waren mir meine Figuren näher als jetzt, haben sie mir mehr über sich verraten als sonst.
Ohne Termindruck (den ich mir vorher selbst gemacht habe) sehe ich jetzt das Ziel vor Augen und das Wörtchen "Ende" rückt sichtbar näher.
Wie ist das bei dir? Hast du Schreibroutinen? Wenn ja, welche?