Montag, 5. April 2021

Buchrezension zu "Lavendeltage in der Auberge de Lilly" von Marion Stieglitz

Ich hatte euch vor ein paar Tagen ja erzählt, dass ich im Zuge der lovelybooks-Leserunde zum neuen Buch von Marion Stieglitz ein Rezensionsexemplar gewonnen habe. Als Lavendelliebhaberin war das wie ein Ostergeschenk für mich. Und ich wurde nicht enttäuscht. Das einzig Enttäuschende war, dass das Buch irgendwann zu Ende war. 

Hier nun meine Rezension:

 


Wie ein kleiner Urlaub

Der Roman „Lavendeltage in der Auberge de Lilly“ kam für mich genau richtig, denn ich brauchte gerade eine kleine Auszeit vom Alltag. Vom ersten Kapitel an war ich stets an Helens Seite, habe mit ihr die hübschen kleinen Orte besucht, neben ihr am Tisch in der Auberge gesessen und sie natürlich auch in den traumhaften Lavendelladen in Bédoin begleitet.

Die Autorin Marion Stieglitz hat die Schauplätze so anschaulich beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, selbst dort zu sein. Auch die Personen hat sie sehr liebevoll beschrieben.

Helen, die Hauptperson, ist in Karlsruhe gerade mit ihrem Café gescheitert und versucht sich eine neue Existenz aufzubauen. Der Auftrag einer Großkantine muss in ein paar Tagen vorgestellt werden. Deshalb hat sie eigentlich überhaupt keine Zeit, jetzt mit ihrem Freund Leo und dessen klapprigem VW-Bus einen Kurztrip in die Provence zu unternehmen. Außerdem liegt ihr ständig ihre Schwester Nadine im Ohr und hat jeden Tag neue Vorschläge für ihr Kantinenkonzept.

Als der VW-Bus in der Nähe von Pivette den Geist aufgibt, kommen die beiden in der Auberge de Lilly unter. In den wenigen Tagen ihres Aufenthalts gerät Helens Leben völlig aus den Fugen und sie zweifelt an sich selbst, an ihrer Beziehung zu Leo und ihrer beruflichen Zukunft. In ihrer Zerrissenheit trifft sie auf den Pariser Marcel Perrin, einen landesweit bekannten Gastronomen, der überaus attraktiv ist und außerdem einen neuen Besitzer für seinen Lavendelladen sucht. Ob das ein Wink mit dem Schicksal ist?

In all dem Gefühlschaos lernt Helen ein paar außergewöhnliche Menschen kennen. Da ist zum einen Marianne, eine ältere Dame, zu der sich in kürzester Zeit eine schöne Freundschaft entwickelt; zum anderen sind da die beiden Reikimeister Sunita und Hari, die Helen und Leo seltsame Tagesaufgaben stellen, mit denen Helen zunächst nichts anfangen kann und will.

Diese Geschichte ist für Helen eine Reise zu sich selbst und für die Leser eine Reise in die Provence. Zwischen Lavendel, Rosmarin und Coco Chanel lässt sich so wunderbar der Alltag vergessen, der uns im Moment alle zu Hause hält. Also am besten ein Lavendelsäckchen aufs Kopfkissen gelegt, das Buch geschnappt und sich in den Urlaub gelesen.


Donnerstag, 1. April 2021

Ode an die Hefe - eine Erinnerung

Wisst ihr noch? Corona? Plötzlich standen wir zum ersten Mal vor leeren Regalen im Supermarkt, auf der Suche nach Klopapier, Nudeln, Mehl und - genau: Hefe! 

2021: Die Supermarktlage hat sich zum Glück wieder normalisiert. In diesem Jahr habe ich aus Hefeteig kleine Osterkränze und -hasen für unsere Mitarbeiter gebacken. Aber dabei fiel mir meine kleine "Ode an die Hefe" vom letzten Jahr wieder ein. Und weil Ostern ist, schenke ich sie euch heute ein zweites Mal.

Ich wünsche euch allen ein fröhliches, buntes, leckeres und sonniges Osterfest! 


Ode an die Hefe

So viele Jahre hast du unbeachtet und ungeliebt im Backregal gestanden. In hässlichen Tütchen, eingekeilt zwischen Backpulver und Vanillezucker.

Überhaupt, dieses Backpulver. Hat es dich nicht immer hämisch angegrinst und sich schon in der Tüte aufgebläht? „Guck mal, wie locker ich bin! Und wie schnell ich den Teig fluffig mache. Nicht so anspruchsvoll wie du: Brauchst Wärme, aber nicht zu viel. Brauchst Zeit, und davon nicht zu wenig. Willst geknetet werden, bis du schön blasig wirst. Bis DU endlich in den Backofen darfst, bin ich schon lange fertig. Wer will dich schon, du olle, miefige Hefe?“

Links von dir das Puddingpulver kichert fett und hinterlässt eine Staubwolke. „Ich bin noch schneller fertig als ihr und alle lieben mich!“ Der Vanillezucker nickt dümmlich, wie immer.

Wie oft hast du vor deinem Regal schon den Satz gehört: „Hefe? Nee, damit kann ich nicht backen. Hefeteig gelingt mir NIE!“ Und das Backpulver streckte dir die Zunge heraus, als es in den Einkaufskorb wanderte.

Aber heute? Backpulver und Vanillezucker schielen ganz verstohlen auf den leeren Platz im Regal, wo du immer treu gestanden und ausgeharrt hast. Schon seit Tagen bist du ausverkauft und fristest nun dein Dasein in riesigen Vorratskammern, wo du vermutlich einfach vergessen wirst und in ein paar Jahren in die Mülltonne wanderst. Vorher kannst du aber noch zuschauen, wie sich Ungeziefer in den hundert Tüten Mehl breitmacht, die um dich herum gestapelt wurden. Vorausgesetzt natürlich, dass nicht das ganze Klopapier deine Sicht versperrt. Schau mal nach unten: Hast du gesehen, dass die Kartoffeln schon anfangen zu keimen? Die wandern noch vor dir in die Tonne, falls dich das tröstet.

Deiner Schwester, der molligen Frischhefe, geht es übrigens auch nicht besser. Sie hatte früher den besten Platz im Kühlregal, konnte alles überschauen und hat sich köstlich amüsiert, weil die Leute sie nie, wirklich niemals, auf den ersten Blick gefunden haben. Sie wurde dir immer vorgezogen, was dich manchmal geärgert hat. Aber du konntest ihr nie lange böse sein.

Jetzt rächt sich, dass sie nicht so lange haltbar ist wie du, denn sie wird eingefroren. Liegt zitternd in vollgestopften Eisfächern, zwischen Erbsen, Eis und Petersilie, ganz hinten an der eisverkrusteten Wand. Oder sie hängt in übergroßen Kühltruhen in einem Korb und schaut bibbernd den ganzen Tag auf dutzende Brotlaibe, die eingefroren wurden, da die Menschen ja doch lieber fertige Sachen auftauen, statt selbst zu backen. Deine Schwester ahnt schon, genau wie du in deiner Vorratskammer, dass sie vergessen werden wird.

Ach, Hefe, wärst du doch nur mit mir mitgekommen. Ich hätte dich wie immer liebevoll zu Teig verarbeitet, massiert, geknetet und auch geschlagen (ja, ich weiß, du stehst da drauf), dich ganz gemütlich gehen lassen und zu Zwetschgenkuchen, Brot, Pizza oder Hefeklößen verarbeitet. Ich vermisse dich, aber irgendwann liegst du sicher wieder im Supermarktregal und grinst frech hinüber zum Backpulver. Und auch deine Schwester beobachtet mich bestimmt bald wieder freudig, wenn ich ihr neues Versteck suche.

Bis dahin hoffe ich, dass ihr beiden doch noch eure Bestimmung findet und mit all dem eingelagerten Mehl, dem Zucker und der H-Milch wunderbare Verbindungen eingehen werdet.


Schreibroutine finden

Jetzt schreibe ich schon so lange, aber eine richtige Schreibroutine hatte ich noch nie. Zumindest bis vor ein paar Wochen. Ich hatte weder ...