Montag, 14. Juni 2021

Buchvorstellung zu "Das Geheimnis der Untoten" von Mike Gorden

Ein dubioser Mordfall auf der bretonischen Insel verknüpft die Vergangenheit und die Gegenwart, wirbelt einen Entspannungsurlaub durcheinander und macht einen Streuner glücklich.

Wieder einmal durfte ich literarisch in die Bretagne reisen, und zwar diesmal auf die Île de Batz, die zum Departement Finistère gehört.
 
Der Roman "Das Geheimnis der Untoten" von Mike Gorden beginnt mit einer ausführlichen und bildhaften Beschreibung der Gegend und des Klimas, worüber ich mich sehr gefreut habe. Fast konnte ich die raue Seeluft spüren. Auch die Bewohner der Insel, natürlich waschechte Bretonen, sind sehr anschaulich beschrieben. Ja, sie sind brummig, bleiben gern unter sich, reden bretonisch, wenn sie sich mit dir nicht unterhalten wollen, aber sie sind auch grundehrlich, anständig und - wenn sie dich mögen - sehr gastfreundlich.
 
Das haben auch Mike und Maurice, die beiden Hauptpersonen, zu spüren bekommen. Sie sind ein Paar, auch wenn der etwas stoffelige Maurice die Beziehung gern herunterspielt. Dennoch spürt man an vielen Kleinigkeiten, dass ihm trotzdem etwas an Mike liegt, auch wenn er es nicht zugeben würde. Die beiden wollen auf der Insel zwei Wochen Urlaub machen und haben sich in der alten Mühle eingemietet. Doch es dauert nicht lange und ihr Urlaub wird ziemlich turbulent. Im Schlangenloch wird eine Leiche gefunden, ein Koffer verschwindet und taucht wieder auf, irgendwer verschafft sich ständig Zutritt zur Mühle.

Mike und Maurice nutzen ihre guten Verbindungen zum Festland, um auf eigene Faust Nachforschungen zu dem ungeklärten Mord anzustellen. Sehr zum Ärger des hierher beorderten Kriminalkommissars, der ganz offensichtlich weder Schwule noch Insulaner noch die bretonische Küche mag und den Fall so schnell wie möglich abschließen will.

Mike liebt die Vielfalt der Meeresfrüchte und Fische hier, denn er kann sich beim Einkaufen und Kochen kaum zurückhalten. Manchmal habe ich mich gefragt, wie die beiden das alles schaffen wollen. Zum Glück gesellt sich schon bald ein Dritter zu ihnen, nämlich Streuner. Der Hund ist auf der ganzen Insel zuhause, aber bei Mike und vor allem bei Maurice scheint er sich besonders wohlzufühlen. Maurice' spröde Ablehnung schlägt schnell in heimliche Sympathie um. Streuner jedenfalls freut sich über den ständig gefüllten Napf und hilft tatkräftig bei der Aufklärung des Falles mit.

Auf der Insel hört man immer mal wieder vom "Club der Untoten", doch niemand will darüber reden. Der in der Bucht gefundene Tote scheint jedoch irgendetwas damit zu tun zu haben.
Die Geschichte spielt abwechselnd im Heute und in den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges, als die Deutschen die Insel besetzt hatten und die Mitglieder der Resistance um die Freiheit ihres Volkes kämpften. Beide Erzählstränge sind sehr interessant, der Rückblick in die Kriegszeit jedoch teilweise sehr erschütternd. Die Verbindung zwischen den Erzählsträngen liegt im Mühlturm verborgen.

Zur Erzählweise: Etwas ungewöhnlich ist hier, dass Mike Gorden die alte Rechtschreibung verwendet. Ungewöhnlich, aber nicht unangenehm. Wenn man viele Bücher aus dem vorigen Jahrhundert liest, ist das Auge noch an "daß" statt "dass" gewöhnt oder gewöhnt sich schnell wieder daran.
Der Autor erzählt sehr bildhaft, nutzt gern Vergleiche, die mal lyrisch, mal pompös anmuten. Ich persönlich finde das interessant und abwechslungsreich, denn es unterscheidet sich von der einfachen Büchersprache, die man heutzutage oft liest.

Da dieser Krimi nur ein Teil von dreien ist, in denen Mike und Maurice mitspielen, ist es natürlich spannend zu wissen, wie es ihnen vorher erging. Wie sie sich kennengelernt haben, wie sie ticken, was sie sonst so machen, wenn sie nicht gerade im Urlaub einen Mord aufklären. Auch wenn ich die anderen Teile noch nicht kenne, hatte ich trotzdem ein gutes Bild zu den beiden und zu ihrer Beziehung zueinander. Sie ist nicht super romantisch, manchmal etwas rau, aber sie hat eine ruhige, sichere Basis.

Ich danke dem Autor, dass ich die E-Book-Version im Rahmen der lovelybooks-Leserunde lesen durfte.

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